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Beurteilung von Schmerzproblemen

Die Beurteilung von Schmerzproblemen im Hinblick auf medikamentöse und/oder interventionelle schmerztherapeutische Maßnahmen erfordert eine systematische und multidisziplinĂ€re Herangehensweise. Diese können wir aufgrund unserer InterdisziplinaritĂ€t (AnĂ€sthesie, OrthopĂ€die, Neurochirurgie, manuelle Medizin, Chiropraktik, Psychosomatik, Physiotherapie) ggf. in Zusammenarbeit mit externen Partnern, gewĂ€hrleisten.

Hier sind die zentralen Schritte, die bei der Beurteilung berĂŒcksichtigt werden sollten:

1. Schmerzassessment

Anamnese

  • Schmerzcharakteristika: Lokalisation, IntensitĂ€t, QualitĂ€t (z. B. stechend, brennend, dumpf), Dauer, zeitliches Muster.

  • Auslöser und Linderung: Identifikation von Faktoren, die den Schmerz verstĂ€rken oder reduzieren.

  • BeeintrĂ€chtigungen: Auswirkungen auf Schlaf, MobilitĂ€t, Arbeit, Stimmung und LebensqualitĂ€t.

  • Vorbehandlungen: Welche Medikamente oder Maßnahmen wurden bereits versucht, und mit welchem Erfolg?

  • KomorbiditĂ€ten: Vorhandene Erkrankungen, die die Schmerztherapie beeinflussen könnten (z. B. Diabetes, Depression, kardiovaskulĂ€re Erkrankungen).

Klinische Untersuchung

  • Somatische Untersuchung: Identifikation von Schmerzpunkten, BewegungseinschrĂ€nkungen, neurologischen Defiziten.

  • Psychologische Bewertung: EinschĂ€tzung von Angst, Depression oder psychosozialen Belastungen, die den Schmerz verstĂ€rken könnten.

Diagnostische Verfahren

  • Bildgebung (z. B. MRT, CT, Röntgen) oder Labordiagnostik zur Identifikation zugrunde liegender Ursachen.

  • Funktionstests (z. B. Nervenleitgeschwindigkeit, EMG) bei Verdacht auf neuropathische Schmerzen.

2. Klassifikation des Schmerzes

Akut vs. chronisch: Unterscheidung, ob der Schmerz eine Schutzfunktion erfĂŒllt (akut) oder eine eigenstĂ€ndige Erkrankung darstellt (chronisch).

Schmerztyp

  • Nozizeptiv: EntzĂŒndlich oder mechanisch bedingter Schmerz (z. B. Arthrose, Verletzungen).

  • Neuropathisch: NervenschĂ€digungen (z. B. Polyneuropathie, Neuralgie).

  • Mixed Pain: Kombination aus nozizeptiven und neuropathischen Komponenten.

  • Psychogener Schmerz: Schmerz ohne erkennbare somatische Ursache, stark durch psychologische Faktoren beeinflusst.

3. Behandlungsziele definieren

  • Kurzfristig: Schmerzreduktion, Verbesserung der FunktionalitĂ€t.

  • Langfristig: Erhöhung der LebensqualitĂ€t, Vermeidung von Chronifizierung.

4. Medikamentöse Maßnahmen

Grundprinzipien

Nach Möglichkeit Verzicht auf langfristige medikamentöse Therapie.

WHO-Stufenschema (fĂŒr Tumorschmerzen, auch bei manchen chronischen Schmerzen anwendbar):

  • Nicht-opioide Analgetika (z. B. Paracetamol, NSAR).

  • Schwache Opioide (z. B. Tramadol, Tilidin) ± Adjuvanzien.

  • Starke Opioide (z. B. Morphin, Fentanyl) ± Adjuvanzien.

Adjuvanzien: Antidepressiva, Antikonvulsiva, Muskelrelaxantien, je nach Schmerztyp.

Personalisierte Therapie

  • Alter, Nieren- und Leberfunktion berĂŒcksichtigen.

  • Vermeidung von Polypharmazie und Nebenwirkungen.

  • Monitoring der Wirksamkeit und Nebenwirkungen.

5. Interventionelle Maßnahmen

Indikationen: Wenn medikamentöse Maßnahmen nicht ausreichend wirken oder Nebenwirkungen limitierend sind.

Optionen:

  • Infiltrationstherapien: LokalanĂ€sthetika, Steroide (z. B. Facettenblockaden, peridurale Infiltrationen u.a.).

  • Minimalinvasive Verfahren: Radiofrequenzablation, Kryotherapie.

  • Neuromodulation: Spinal Cord Stimulation (SCS), periphere Nervenstimulation.

6. Multimodale Schmerztherapie

  • Kombination von medikamentösen, interventionellen und nicht-medikamentösen AnsĂ€tzen (z. B. Physiotherapie, Psychotherapie, Ergotherapie).

  • Besonders bei chronischen Schmerzen empfohlen.

  • Erfordert einen stationĂ€ren Aufenthalt

7. Evaluation und Nachsorge

  • RegelmĂ€ĂŸige ÜberprĂŒfung der Therapieergebnisse (z. B. Schmerzskalen, FunktionsfĂ€higkeit).

  • Anpassung der Therapie bei unzureichender Wirksamkeit oder Nebenwirkungen.

  • Langfristige Betreuung, insbesondere bei chronischen Schmerzpatienten.