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Chronische Schmerzen

Ursachen, Auswirkungen und Behandlungsmöglichkeiten

Was sind Schmerzen?

GemĂ€ss einer Definition der Weltschmerzorganisation (IASP = International Association for the Study of Pain) ist Schmerz ein „unangenehmes Sinnes- und GefĂŒhlserlebnis, das mit einer tatsĂ€chlichen oder drohenden GewebeschĂ€digung verknĂŒpft ist oder mit Begriffen einer solchen SchĂ€digung beschrieben wird.“

Diese Definition beinhaltet zwei Komponenten, das „Sinneserlebnis“ und das „GefĂŒhlserlebnis“.

Mit dem „Sinneserlebnis“ wird der körperliche Aspekt beschrieben. Zum Beispiel, dass der Schmerz als brennend, stechend, bohrend oder reißend empfunden werden kann. Aber auch die SchmerzstĂ€rke, die etwa mit einer Zahl zwischen „0“ (keine Schmerzen) bis zu „10“ (schlimmste vorstellbare Schmerz) beschrieben wird.

Mit dem „GefĂŒhlserlebnis“ wird auf die emotionalen Anteile des Schmerzes eingegangen, wie wir den Schmerz erleben. Beschreibungen dieses Aspektes sind z.B. Ă€ngstigend, unertrĂ€glich, quĂ€lend, mörderisch oder erschöpfend.

Beide Anteile im Erleben von Schmerzen sind untrennbar miteinander verbunden. Niemand erlebt Schmerzen ohne eine begleitende emotionale Reaktion.

Aufmerksamkeit, Gedanken und GefĂŒhle können unser Schmerzempfinden bei allen Schmerzen verstĂ€rken oder abschwĂ€chen.

Worin unterscheiden sich akute und chronische Schmerzen?

Akute Schmerzen haben eine Warnfunktion. Sie machen uns in der Regel darauf aufmerksam, dass irgendwo im Körper etwas nicht stimmt. Sie zeigen uns, wo Reizungen, Verletzungen oder EntzĂŒndungen entstanden sind und ob sie sich möglicherweise ausbreiten. Solche akuten Schmerzen empfinden wir z. B. bei Zahnschmerzen, Schnittverletzungen, Verstauchungen, Prellungen, nach Operationen oder bei Muskelverspannungen. In der Regel klingen diese Schmerzen wieder ab, wenn die auslösende Ursache geheilt oder behandelt worden ist.

Bei chronischen Schmerzen ist diese Warnfunktion verloren gegangen. Auch wenn eine körperliche Ursache nicht oder nicht mehr vorhanden ist, können Schmerzen bestehen bleiben, die ihre biologisch sinnvolle Warnfunktion verloren haben. Dann hat sich der chronische Schmerz zu einer eigenstÀndigen Krankheit entwickelt. Zudem gibt es verschiedene Krankheiten, die mit chronischen Schmerzen einhergehen (z.B. rheumatische Erkrankungen, Diabetes u.a.).

Aktuell hat sich das VerstĂ€ndnis chronischer Schmerzen so verĂ€ndert, dass alle Schmerzen als chronisch bezeichnet werden, deren Dauer ĂŒber das Ausmass einer akuten Ursache hinaus nicht nachvollziehbar lange anhĂ€lt.

Meist sprechen wir nach drei bis sechs Monaten von chronischen Schmerzen, die auch dann bestehen bleiben, wenn die ursprĂŒngliche Ursache bereits behandelt wurde und/oder nicht mehr vorhanden ist.

Chronische Schmerzen?

Chronische Schmerzen sind ein weit verbreitetes Gesundheitsproblem, das Millionen von Menschen weltweit betrifft. Sie sind ein komplexes PhÀnomen, das sowohl den Körper als auch die Psyche beeinflussen kann. Sie treten in verschiedenen Formen auf, darunter:

  • RĂŒckenschmerzen

  • Kopfschmerzen oder MigrĂ€ne

  • Gelenkschmerzen, wie bei Arthritis

  • Nervenschmerzen (Neuropathien)

  • Fibromyalgie (chronische Muskelschmerzen)

  • Und viele andere

Die IntensitĂ€t und der Verlauf der Schmerzen können stark variieren – von konstanten, dumpfen Schmerzen bis hin zu plötzlich auftretenden, stechenden Beschwerden.

Ursachen chronischer Schmerzen

Chronische Schmerzen können durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden:

Verletzungen: Langfristige Folgen von UnfÀllen oder Operationen.
Erkrankungen: Krankheiten wie Arthritis, Diabetes oder Multiple Sklerose können chronische Schmerzen verursachen.
NervenschÀden: Verletzungen oder Erkrankungen des Nervensystems, wie bei einer Neuropathie.
Unbekannte Ursachen: In einigen FÀllen lÀsst sich keine klare Ursache feststellen, wie bei Fibromyalgie.

Starke und lĂ€nger andauernde Schmerzreize aus den Geweben des Körpers können die weiterleitenden Nervenzellen im RĂŒckenmark und Gehirn empfindlicher fĂŒr nachfolgende Schmerzreize machen. Die Folge kann sein, dass selbst leichte Reize wie leichte BerĂŒhrung, mĂ€ssige Hitze oder Druck als starker Schmerz empfunden werden. Hier kann sich die Empfindlichkeit des Schmerzsystems so weit „aufschaukeln“, dass sich eine, meist ĂŒber das RĂŒckenmark vermittelte, Schmerz-Überempfindlichkeit entwickelt. Unter UmstĂ€nden senden diese ĂŒberempfindlich gewordenen Nervenzellen auch dann Schmerzsignale vom RĂŒckenmark an das Gehirn, wenn aus den entfernt gelegenen Geweben des Körpers (z. B. von einem verspannten Muskel) keine Schmerzsignale mehr im RĂŒckenmark eintreffen. Dies kann dazu fĂŒhren, dass auch normale Informationen aus den Geweben und ihren benachbarten Regionen im RĂŒckenmark so „umgeschalten“ werden, dass Schmerzsignale an das Gehirn geschickt werden.

Diese „Empfindlichkeitssteigerung“ findet nicht nur in den Geweben statt, sondern auch im RĂŒckenmark und im Gehirn. Die VorgĂ€nge, die zu einer Verfestigung der erhöhten Schmerzempfindlichkeit fĂŒhren, werden vereinfacht oft als „SchmerzgedĂ€chtnis“ bezeichnet, das bestehen bleiben kann, wenn die eigentlichen Ursachen bereits beseitigt sind. So kann sich ein akuter Schmerz zu einem chronischen Schmerz entwickeln.

 Neben körperlichen Ursachen können psychologische Faktoren wie Stress, Angst und Depression die Schmerzwahrnehmung verstĂ€rken und zu einem Teufelskreis fĂŒhren.

Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen

Chronische Schmerzen haben oft weitreichende Auswirkungen auf die LebensqualitÀt. Sie können:

  • Körperlich: BewegungseinschrĂ€nkungen, Schlafstörungen und Erschöpfung verursachen.

  • Psychisch: Zu Depressionen, AngstzustĂ€nden und sozialem RĂŒckzug fĂŒhren.

  • Sozial: Beziehungen belasten und die ArbeitsfĂ€higkeit einschrĂ€nken.

Viele Betroffene fĂŒhlen sich unverstanden oder isoliert, da die unsichtbare Natur der Schmerzen oft zu einem Mangel an Empathie im sozialen Umfeld fĂŒhrt.

  • Behandlungsmöglichkeiten

Die Behandlung chronischer Schmerzen erfordert einen ganzheitlichen Ansatz, der verschiedene Therapien kombiniert:

Medikamentöse Therapie

  • Schmerzmittel wie Paracetamol, Ibuprofen oder stĂ€rkere Medikamente wie Opioide.

  • Medikamente zur Behandlung von Nervenschmerzen, wie Antidepressiva oder Antikonvulsiva.

  • Bei vielen chronischen Schmerzen sind Schmerzmittel jedoch nicht ausreichend wirksam oder sie verlieren mit der Zeit die Wirkung

Physiotherapie

  • Gezielte Übungen zur StĂ€rkung der Muskulatur und Verbesserung der Beweglichkeit.

Psychologische UnterstĂŒtzung

  • Kognitive Verhaltenstherapie (KVT), um den Umgang mit Schmerzen zu verbessern.

  • Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion (MBSR) zur Förderung von Entspannung.

Interventionelle Therapien

  • Infiltrationen, Nervenblockaden oder moderne Verfahren wie Spinal Cord Stimulation (SCS).

Alternative AnsÀtze

  • Hypnose, Akupunktur, Massagen oder Yoga können unterstĂŒtzend wirken.

Selbstmanagement

  • Schulungen und Programme helfen Betroffenen, ihre Schmerzen besser zu verstehen und aktiv mit ihnen umzugehen.

Fazit

Chronische Schmerzen sind eine Herausforderung, die weit ĂŒber körperliche Beschwerden hinausgeht. Eine frĂŒhzeitige Diagnose und ein individuell abgestimmtes Behandlungskonzept können jedoch dazu beitragen, die Schmerzen zu lindern und die LebensqualitĂ€t der Betroffenen zu verbessern. Wichtig ist, dass Betroffene sich UnterstĂŒtzung suchen und sowohl medizinische als auch psychologische Hilfe in Anspruch nehmen, um den Schmerz nicht ihr Leben bestimmen zu lassen.

Wir können Ihnen in Zusammenarbeit der verschiedenen Fachdisziplinen in unserem Zentrum, sowie mit externen Partnern ein breites Spektrum an Behandlungsmöglichkeiten bieten.